Hallo und guten Tag,
vielleicht haben Sie in Ihrem Freundeskreis auch einen Menschen, den Sie als verbittert bezeichnen würden. Dieser klagt vielleicht jedes Mal, wenn Sie mit ihm zusammentreffen, über sein schweres Schicksal und die Ungerechtigkeit, die ihm widerfahren ist. Schon von weitem können Sie sein verbittertes Gesicht und seine leidende Körperhaltung erkennen. Nachdem Sie lange Zeit immer wieder versucht haben, ihn davon zu überzeugen, dass das Leben auch für ihn weitergehen kann, sind Sie möglicherweise inzwischen zu der Überzeugung gekommen, dass "ihm nicht zu helfen sei", und haben kapituliert. Sie sind es müde, ihm immer wieder einfühlsam zuzuhören und neue Lösungsvorschläge zu machen. Vielleicht ist Ihr Verständnis auch schon mal in Wut umgeschlagen oder Sie sind versucht, den Kontakt zu ihm ganz abzubrechen.
Wenn wir mit einem verbitterten Menschen zusammen sind, dann ist dies so, als ob er unsere Energie aussaugen würde. Höchstwahrscheinlich verhält sich dieser Mensch nicht so, um uns weh zu tun oder zu belasten. Er ist selbst Gefangener im eigenen Käfig. Seine Sichtweise ist, dass ihm etwas so Schlimmes widerfahren ist, dass er nicht aufhören kann, sich immer wieder damit zu befassen. Das Tragische dabei ist, dass er diesem schlimmen Ereignis selbst weitere Verletzungen hinzufügt. Solange er dieses Ereignis vor seinem inneren Auge immer wieder abspult, traumatisiert er sich immer wieder selbst.
Nur wird dieser sich wahrscheinlich, wenn Sie ihn darauf hinweisen, unverstanden fühlen und Ihre veränderte Blickrichtung nicht verstehen.
Sie haben also keine Möglichkeit, etwas bei ihm zu bewegen, wenn er es nicht zulässt. Sie können nur Verständnis signalisieren: "Ich verstehe, dass dir Schlimmes widerfahren ist", und ihm die Entscheidung überlassen, ob er danach suchen möchte, was es in seinem Leben nach diesem Ereignis noch an Möglichkeiten gibt. Sie könnten ihm auch eine therapeutische Unterstützung anraten mit den Worten: "Was kannst du verlieren?"
Auch zu Zeiten von Aristoteles gab es schon verbitterte Menschen. Ich möchte ihn deshalb hier zu Wort kommen lassen:
"Verbittert ist der schwer zu Versöhnende, der lange den Zorn festhält; er verschließt die Erregung in seinem Innern und hört damit erst auf, wenn er Vergeltung geübt hat. Denn geübte Vergeltung beschwichtigt die Erregung, indem sie das Gefühl des Schmerzes durch ein Gefühl der Befriedigung ersetzt. Geschieht das nicht, so wirkt der Druck weiter. Denn da die Erregung nicht offen heraustritt, so kann einem solchen auch keiner gut zureden; innerlich aber die Erregung zu verarbeiten, dazu braucht es der Zeit. Diese Art von Menschen ist sich selbst und den vertrautesten Freunden die schwerste Last."
Aristoteles, "Nikomachische Ethik"
Für Menschen, die verbittert sind, habe ich hier einige Denkanstöße und Strategien zum Umgang mit Verbitterungen zusammengestellt, wie sie ihre Verbitterung lindern können.
Nach diesem, dieses Mal sehr ernsten Thema wünsche ich Ihnen, dass Sie immer wieder einen Blickwinkel finden mögen, der Ihnen Freude und innere Zufriedenheit zurückbringt.
Ihre Miss Psycho
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