Hallo zusammen,
vielleicht gehören Sie auch zu den Menschen, die „nah am Wasser gebaut sind“. Vielleicht haben Sie andere deshalb schon mal als Heulsuse oder Waschlappen beschimpft.
Tränen der Freude werden in unserer Gesellschaft leichter akzeptiert als Tränen der Wut oder Trauer. Bei Frauen lässt man Tränen leichter „durchgehen“ als bei Männern. Doch so langsam scheint etwas in Bewegung zu kommen und die Einstellung gegenüber Tränen scheint sich zu ändern – konnten wir doch gerade erst Putin nach seinem Wahlsieg mit Tränen in den Augen in aller Öffentlichkeit stehen sehen.
Betrachten wir uns Tränen ganz sachlich, dann sind sie erst mal nur ein Ausdruck von Gefühlen - (wenn sie nicht durch eine Erkrankung wie etwa einen Schnupfen oder eine Allergie oder äußere Einflüsse bedingt sind). Wir weinen z.B. aufgrund von Schmerzen, Wut und Trauer, aber auch vor Freude oder Spaß. Gerade weil unsere Tränen anderen etwas über unseren Gefühlszustand mitteilen, mögen viele von uns ihre Tränen nicht.
Tränen sind für sie so, als ob sie sich outen. Sie fühlen sich hilflos, sie zu unterbinden. Mit allen Mitteln versuchen sie, gegen das Weinen anzukämpfen bzw. ihre Tränen vor anderen zu verbergen. Sie lenken sich ab, kneifen sich z.B. in den Arm, schauen auf den Boden, erzählen anderen, dass ihnen etwas ins Auge geflogen sei, oder flüchten gar aus der Situation. Manchmal erklären sie ihr Weinen auch damit, dass es mit einem völlig anderen Thema zu tun habe, bei dem sie sich Tränen erlauben.
Geht es Ihnen ähnlich und Sie lehnen sich ab, wenn Ihre Tränen fließen? Welche Strategien haben Sie sich zurechtgelegt, um Ihre Tränen zu unterbinden?
Alle oben aufgeführte Strategien greifen nicht besonders gut. Diese Erfahrung haben Sie wahrscheinlich auch schon gemacht. Hilfreicher ist es, wenn Sie sich eine akzeptierende Einstellung zulegen. Etwa: „Meine Tränen gehören zu mir. Sie zeigen, dass ich lebe und auf das reagiere, was in mir und um mich herum passiert.“
Schauen Sie hierzu auch in meinen Artikel Tränen und ihre Bedeutung.
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit
Ihr Miss Psycho
2 Kommentare:
Seit ich denken kann bin ich die berühmte "Heulsuse" und da mein Umfeld mehrheitlich ablehnend reagiert hat - von der Mutter "Du hast keinen Grund zu weinen" bis hin zum Partner "Du weinst nur, um dieses oder jenes zu erreichen", frage ich mich schon, ob es nicht viell doch eine negative Seite des ständigen Weinens gibt?! Gerade wegen der Reaktionen - nicht weil ich es für schlecht halte - habe ich mich stets bemüht Tränen zu vermeiden, aber das funktioniert gar nicht, weil die Gefühle so übermächtig sind, selbst in Situationen des öffentlichen Raums (Universität, Straßenbahn..). Insofern beschäftige ich mich schon mit der Frage, ob es sozusaggen unpassende Tränen gibt oder das ständige Weinen nur ein Ausdruck nicht vorhandener anderer Bewältigungsstrategien ist.
Mit Grüßen, Geela
Ich kann mich Geela nur anschließen. Ich muss bei jeder Gelegenheit heulen. Nicht nur, wenn es mich betrifft oder Menschen, die mir nahe stehen, auch wenn sich im Fernsehen völlig Fremde Streithähne wieder vertragen... es ist kein schönes Gefühl und es macht auch das Gesicht nicht wirklich schöner. Es vergeht kaum ein Tag an dem ich nicht einen winzigen Grund "finde" um ein paar Tränen kullern zu lassen, und keine Strategie hilft. Es ist ein Fluch.
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